Wie sich die fleischlose Ernährung unter Profisportlern breit macht
Eigentlich sollte man meinen, dass professionelle Fußballer viel Fleisch, Eier und Milch konsumieren, um ihren Proteinbedarf zu decken. Immerhin legen die Sportler während der 90 Minuten eines Spiels Distanzen von ca. als 10 bis 13 km zurück. Ganz zu schweigen von der Plackerei im Training, wenn Kondition gebolzt wird oder am Muskelaufbau gearbeitet wird. Doch überraschenderweise finden sich immer mehr professionelle Spieler, die komplett auf tierisches Eiweiß verzichten.
Berühmtestes Beispiel in Deutschland ist der ehemalige deutsche Meister mit dem VfB Stuttgart sowie Torhüter der deutschen Nationalmannschaft Timo Hildebrand. Hildebrand, der Ende 2014 seine aktive Karriere beendet hat, ist davon überzeugt, dass die Umstellung auf vegane Ernährung bei ihm einen positiven Effekt hatte und ihn leistungsfähiger gemacht hat. Seine Muskeln und Gelenke seien durch seine vegane Ernährung stärker geworden.
Der aktuelle Bundesligaprofi Andreas Luthe bezeichnet die Entscheidung, auf Wurst, Fleisch, Eier und Milchprodukte zu verzichten, als die beste seines Lebens. Luthe ist aktueller Torwart des Bundesligisten FC Augsburg, der laut William Hill zu den Außenseitern der Saison 2018/19 zu zählen ist. Er fühle sich seitdem so gut wie nie zuvor. Für Luthe ist es auch eine Herzensangelegenheit. Er engagiert sich unter anderem bei PETA für die Rechte von Tieren.
Marco Sailer, ein anderer Spieler, der in der Bundesliga für den SV Darmstadt 98 am Ball war und der heute noch in der Regionalliga Nordost für den FSV Wacker 90 Nordhausen spielt, hat keine Probleme mehr mit muskulären Verletzungen, seit er seine Ernährung auf vegan umgestellt hat. Außerdem leide er nicht mehr an unangenehmem Völlegefühl und fühle sich athletischer.
Auch bei einigen Profivereinen wie Borussia Dortmund, dem FC Bayern München, und SV Darmstadt 98 und auch bei der deutschen Nationalmannschaft hat ein Umdenken eingesetzt. Dort werden nun regelmäßig vegane Optionen serviert. Quinoa, Sojamilch, Mandelmilch und Tofu sind mittlerweile feste Bestandteile auf dem Speiseplan der meisten Kicker in der Bundesliga.
Was ist also dran am neuen Trend?
Ist es nur eine Modeerscheinung oder steckt wirklich mehr hinter der fleischlosen Ernährung? Laut Klaus Pöttgen, Sportmediziner und Teamarzt des SV Darmstadt 98, ist es möglich, als Profisportler auf tierisches Eiweiß zu verzichten. Allerdings muss die Diät angepasst werden, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Pöttgen rät Profisportlern dazu, ihre Ernährung mit ihren Ärzten abzusprechen. Der Mediziner vergleicht die Muskulatur der Athleten mit einer Backsteinmauer, aus der nach jeder Belastung ein Stein heraus bricht. Um die Mauer – sprich die Muskulatur – wieder aufzubauen, muss eine proteinreiche Nahrung konsumiert werden.
Allerdings bleibt es den Sportlern selbst überlassen, welche Art von Proteinen sie zu sich nehmen wollen. Wenn sich die Fußballer dazu entscheiden, auf tierische Eiweiße zu verzichten, dann müssen zum Beispiel vegane Eiweißriegel oder Eiweißpulver zugeführt werden, um den hohen Verbrauch an Proteinen im Spitzensport zu decken. Auch das Vitamin B12, das vor allem in tierischen Produkten enthalten ist, muss durch Nahrungsergänzungsmittel konsumiert werden. Dabei müssen die Profis allerdings vorsichtig sein, denn Verunreinigungen in diesen Mitteln können die Spieler arge Bedrängnis bringen, weil sie eine positive Dopingprobe verursachen können. Abhilfe schafft hier eine App, die eine Liste für Nahrungsergänzungsmittel bereithält, die bereits auf ihre Reinheit hin getestet sind.