
Der Regierungsbunker – offiziell „Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes“ – war ein geheimes Ausweichquartier der Bundesregierung im Krisen- und Verteidigungsfall. Er liegt im Ahrtal unter den Weinbergen zwischen Ahrweiler und Dernau (etwa 25 km südlich von Bonn) und erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von etwa 17–20 km. Angelegt ab 1960 unter strengster Geheimhaltung, hätte der Bunker bis zu 3.000 Menschen (Regierungsmitglieder, Parlament, Verwaltung etc.) für etwa 30 Tage schützen und autark versorgen können. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde er jedoch in den 1990er Jahren stillgelegt. Seit 2008 dient ein rund 203 m langer Teilabschnitt als Dokumentationsstätte Regierungsbunker, einem Museum zum Kalten Krieg.
- Schönewald, Heinz (Autor)
Inhaltsübersicht
Historischer Hintergrund

- 1940er Jahre: Die Tunnelanlage wurde im Zweiten Weltkrieg (unter Beteiligung von KZ-Häftlingen) als Rüstungsstandort für die Montage von V2-Raketen genutzt
- 1950er Jahre: Erste Planungen für einen gesicherten Regierungssitz reichen bis 1950 zurück. Bundeskanzler Konrad Adenauer war von Anfang an in die Planungen involviert.
- 1960–1972: Ausbau zweier alter Eisenbahntunnel zum Regierungsbunker (umgangssprachlich „Regierungsbunker“). Die Bundesrepublik errichtete zwischen 1962 und 1971 unter strengster Geheimhaltung das atombombensichere Bunker-System.
- 1997: Nach dem Ende des Kalten Krieges fiel die Entscheidung zur Stilllegung des Bunkers. Die Bundesbehörden verlagerten ihren Sitz in die neue Hauptstadt Berlin, und der Bunker wurde überflüssig.
- März 2008: Eröffnung der Dokumentationsstätte Regierungsbunker als Museum. Ein 200 m langer Abschnitt wurde begehbar gemacht
- 2009: Der Bunker erhielt die Auszeichnung „Europäisches Kulturerbe“ der Europäischen Kommission (2013 offiziell verliehen).

Die Bunkeranlage
Der Bunker bestand aus zwei fast 10 km langen Eisenbahntunneln, die tief unter den Weinbergen verliefen. Ursprünglich waren diese Tunnel ab etwa 1910 für eine unvollendete Bahnstrecke gebaut worden und wurden später militärisch genutzt. Beim Ausbau zum Regierungsbunker wurden zwischen 1960 und 1972 ca. 19 km Tunnelstrecke zu einem Hochsicherheitsbauwerk mit 83.000 m² Nutzfläche verbunden. In dieser unterirdischen Anlage wären im Ernstfall der Bundespräsident, Bundeskanzler, ein Notparlament, Militär- und Wirtschaftsvertreter sowie Personal für 30 Tage untergebracht worden. Neben Arbeits- und Büroräumen (z.B. dem Präsidialamt) umfasste der Bunker zentrale Einrichtungen wie Befehlszentralen, Funk- und Versorgungseinrichtungen, Schlaf- und Aufenthaltsräume sowie komplette sanitäre Anlagen. Alles diente der autarken Versorgung und politischen Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik im Krisenfall.

Dokumentationsstätte und Führungen
Heute ist der Regierungsbunker nur als Museum zugänglich. Auf einer ca. 90-minütigen Führung erleben Besucher die Originalschauplätze des Bunkers. Die Touren führen durch Teile der unterirdischen Gänge und Räume (u.a. Kommandozentrale, Schlafräume, Küche) und werden von geschulten Guides begleitet. Da die Tourenzeiten von der Besucherzahl abhängen, empfiehlt der Veranstalter in den Ahrtal-Ferien und am Wochenende einen frühen Besuch.
Ein individueller Voranmeldung ist für Einzelbesucher nicht erforderlich. Die Eintrittskarte kostet derzeit 15 € pro Person (ermäßigter Preis 14 € für Inhaber der Gästekarte Bad Neuenahr-Ahrweiler). Tickets können online oder an der Museumskasse gekauft werden. Das Museum ist mittwochs, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet (April–Oktober), in den Monaten März/November sowie Dezember–Februar jeweils samstags und sonntags zu kleineren Zeiten.
Die Ausstellung der Dokumentationsstätte präsentiert eine Vielzahl originaler Exponate und Räume des Kalten Krieges. Zu sehen sind unter anderem zwei massive MAN-Stahltore mit Dichtigkeitsschleusen, das Präsidialamt der Bundesrepublik, die einstige Türsteuerungs- und Kommunikationszentrale, Wohn- und Schlafräume der Regierungsbeamten sowie Wasch- und Küchenbereiche. Auch ein teilweise original möblierter Sanitätsbereich ist erhalten. Überall weisen Fotos, Dokumente und technische Geräte auf die damaligen Bedrohungsszenarien und NATO-Übungen hin. Auf den Führungen erfahren Besucher spannende Hintergründe zur Zeit des Kalten Krieges und zur geheimen Nutzung des Bunkers.
