Was ist Barrierefreies Wohnen?

Barrierefreies Wohnen

Das eigene Zuhause ist für die meisten Menschen ein wichtiger Rückzugsort und steht für Sicherheit und Geborgenheit. Mit zunehmendem Alter, aufgrund von Erkrankungen oder Behinderungen, kann das Leben in den eigenen vier Wänden jedoch zur Herausforderung werden. Nur ein verschwindend geringer Anteil der Wohnimmobilien in Deutschland, ist barrierefrei, beziehungsweise für die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen geeignet. Und das, obwohl solche Häuser und Wohnungen dringend benötigt werden. Der Umzug in ein Pflegeheim, eine barrierefreie Immobilie oder eine Einrichtung für betreutes Wohnen, kann erforderlich werden.



Barrierefreiheit – Die Definition

Im BGG, dem Behindertengleichstellungsgesetz, wird der Begriff „Barrierefreiheit“ wie folgt definiert:

„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.“

Es geht also darum, die Selbstständigkeit der betroffenen Menschen zu erhalten und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihr Leben möglichst normal führen zu können, ohne auf andere angewiesen zu sein.

Zuhause ist es doch am schönsten

Verständlicherweise wollen nur die wenigsten Menschen, ihr vertrautes und geliebtes Zuhause aufgeben. In diesem Fall können verschiedene Maßnahmen getroffen werden, um das Haus oder die Wohnung zu modernisieren und auch für Senioren oder Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen. Nachfolgend werden einige der Faktoren vorgestellt, die für eine barrierefreie Wohnung beachtet werden sollten:

Platz schaffen

Rollstuhl

Wer auf Gehhilfen angewiesen ist, im Rollstuhl sitzt oder sehbehindert ist, profitiert von ausreichend Platz. Insbesondere mit dem Rollstuhl müssen Kurven problemlos genommen werden können. Stolperfallen wie Teppiche, unnötige und vor allem platzraubende Möbel und Dekorationsgegenstände sollten dementsprechend unbedingt entfernt werden. Breite Gänge vermindern das Unfallrisiko erheblich.

Die wohl größte Hürde: Treppen

Treppenlift

Das Treppensteigen ist für Senioren und Menschen mit Behinderung häufig besonders beschwerlich und obendrein gefährlich. Ein Treppenlift kann Abhilfe schaffen und sorgt für Mobilität und Selbstständigkeit. Personen mit einer Pflegestufe 1-3 erhalten einen Zuschuss ihrer Pflegekasse. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen gebrauchten Treppenlift zu kaufen und somit etwas Geld zu sparen. Für Rollstuhlfahrer sind Hebebühnen und Plattformlifte eine Alternative zum herkömmlichen Treppenlift.

Das Badezimmer

Barrierefreies Wc Behindertengerecht

Ein barrierefreies Badezimmer sollte geräumig sein und über eine ebenerdige Dusche mit Duschsitz oder eine Sitzbadewanne mit Haltegriffen verfügen. Ein rutschhemmender Bodenbelag sorgt für zusätzliche Sicherheit. Das WC sollte beidseitig mit Stützgriffen ausgestattet sein, die hochgeklappt werden können. Für Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ist es zudem wichtig, das WC seitlich anfahren zu können. Bestenfalls kann die Toilette zusätzlich in der Höhe verstellt werden, denn tiefe Sitze erschweren das Aufstehen ungemein. Rollstuhlgerechte Waschbecken müssen unterfahrbar sein, doch auch für Senioren kann es eine Erleichterung sein, bei der Nutzung des Waschbeckens zu sitzen. Stützgriffe werden auch hier benötigt.

Fenster und Türen

Da im Alter die Muskelkraft in der Regel nachlässt, ist es wichtig, darauf zu achten, dass Türen nicht zu schwergängig sind. Sie sollten leicht geöffnet und geschlossen werden können. Außerdem sollte auf untere Türanschläge sowie Türschwellen verzichtet werden, denn diese erhöhen die Stolpergefahr. Um dennoch sicherzustellen, dass die Türen dicht schließen sind beispielsweise Magnet-Türdichtungen zu empfehlen. Das höchste Maß an Barrierefreiheit bieten Schiebetüren. Alternativ sollten Türen über genügend Bewegungsfläche verfügen, sodass auch Rollstuhlfahrer, die zum Betätigen einer Tür, sowohl vor- als auch zurückfahren, sowie die Bewegungsrichtung ändern können müssen, problemlos passieren können. Raumspartüren sind dafür besonders geeignet.

Fenster müssen ebenfalls leicht geöffnet und geschlossen werden können. Schwingflügelfenster sind insbesondere für Rollstuhlfahrer nur schwer zu bedienen. Verlängerte Fenstergriffe, die auch aus einer sitzenden Position zu betätigen sind, können Abhilfe schaffen. Automatische Fenstersysteme können zum Einsatz kommen, wenn Senioren oder Personen mit Behinderung nicht über genügend Kraft verfügen, um ein Fenster zu öffnen. Diese gibt es mit zahlreichen Antrieben und die Kosten werden meist von der Pflegeversicherung übernommen.

Das eigene Zuhause den individuellen Bedürfnissen anpassen

Wenn es darum geht, die Selbstständigkeit von Hausbewohnern in den eigenen vier Wänden zu erhalten, müssen selbstverständlich nicht alle Maßnahmen für Barrierefreiheit umgesetzt werden. Es gilt festzustellen, welche Anpassungen das Leben für die betroffene Person erleichtern. Als Eigentümer der Wohnung, beziehungsweise des Hauses, sind Umbaumaßnahmen meist recht einfach durchzusetzen. Wer zur Miete wohnt, kann die meisten Maßnahmen jedoch nur mit der Genehmigung des Vermieters treffen. Um diesen zu überzeugen, bieten sich folgende Argumente an:

  • Barrierefreie Immobilien sind stark gefragt und erfahren eine Wertsteigerung
  • Barrierefreies Wohnen ist nicht nur für Senioren und Menschen mit Behinderung von Interesse, sondern auch für Familien mit kleinen Kindern oder Sportler, die mit häufigen Verletzungen rechnen müssen, attraktiv
  • Der Mieter hat grundsätzlich ein Recht auf die Durchführung eines barrierefreien Umbaus, muss sich jedoch gegebenenfalls dazu bereit erklären, die getroffenen Maßnahmen bei einem Auszug rückgängig zu machen.

Finanzielle Unterstützung

Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten, die die finanzielle Belastung von Eigentümer und Mieter möglichst gering halten sollen, wenn eine Immobilie zu Gunsten der Barrierefreiheit angepasst wird. Die Pflegekasse sowie die Krankenkasse kommen in der Regel zumindest für einen Teil der Kosten auf. Bei Eigennutzern eines Hauses oder einer Wohnung sogar das Finanzamt, denn krankheits- oder behinderungsbedingte Umbaumaßnahmen, können als außergewöhnliche Belastung abgesetzt werden. Außerdem können staatliche Gelder in Anspruch genommen werden. Viele Bundesländer und Kommunen bieten finanzielle Hilfe, sodass man sich im Vorfeld darüber informieren sollte.

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