Was ist Evangelikalismus?

Camp der Assembly of God Denomination.
Camp der Assembly of God Denomination. / Bild: AP PHOTO/The Country Today/Paul M. Walsh CC BY 2.0

Evangelikalismus ist eine Strömung innerhalb des Christentums, die auf die evangelische Tradition zurückgeht und sich durch eine Betonung der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus und der Autorität der Bibel auszeichnet. Evangelikale Christen legen großen Wert auf die Notwendigkeit einer persönlichen Bekehrung und betonen die Bedeutung von individuellen Glaubenserfahrungen.

Die theologische Ausrichtung des Evangelikalismus

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Die theologische Ausrichtung des Evangelikalismus kann je nach Kontext und geographischem Standort variieren. Im Allgemeinen betonen Evangelikale jedoch eine literalistische Interpretation der Bibel und betrachten die Schrift als die unfehlbare und unumstößliche Autorität für alle Fragen des Glaubens und der Praxis. Evangelikale betonen auch die Bedeutung von missionarischer Arbeit und Evangelisation, um Nicht-Christen für das Evangelium zu gewinnen.

Evangelikalismus ist eine internationale Bewegung, die in vielen verschiedenen Ländern und Kulturen vertreten ist. Evangelikale Christen können verschiedenen protestantischen Konfessionen angehören, wie zum Beispiel der reformierten, lutherischen, baptistischen, methodistischen oder anglikanischen Kirche, oder sie können keiner speziellen konfessionellen Gruppierung angehören. Es gibt jedoch keine festen Regeln oder spezifischen Glaubenssätze, die alle Evangelikalen teilen, und es gibt auch keine zentrale Autorität, die die Bewegung kontrolliert.

Was ist anders als bei den Christen?

Es ist schwierig, eine Gegenüberstellung darzustellen, die alle Unterschiede zwischen Evangelikalen und anderen Christen abdeckt, da es innerhalb jeder Gruppe eine große Vielfalt gibt. Hier sind jedoch einige allgemeine Unterschiede, die zwischen Evangelikalen und anderen Christen bestehen können:

MerkmalEvangelikaleAndere Christen
BibelBetonung der wörtlichen Autorität der BibelBetonung der Bibel als Autorität
GlaubeBetonung einer persönlichen BekehrungBetonung von Taufe und Sakramenten
Beziehung zu Jesus ChristusBetonung einer persönlichen BeziehungBetonung einer liturgischen Beziehung
EvangelisationBetonung der Notwendigkeit, zu evangelisierenUnterschiedliche Betonung der Evangelisation
GemeinschaftBetonung von Gemeinschaft in Glauben und LebenUnterschiedliche Betonung von Gemeinschaft
PolitikTendenz zu konservativen politischen PositionenUnterschiedliche politische Positionen

Woher kommt der Evangelikalismus?

Der Evangelikalismus als Strömung innerhalb des Protestantismus ist historisch gesehen das Ergebnis einer Vielzahl von Entwicklungen und Einflüssen im Laufe der Jahrhunderte. Es gibt daher keine einzelne Person oder Gruppe, die den Evangelikalismus gegründet hat.

Allerdings können die Wurzeln des Evangelikalismus bis zur protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Im 18. Jahrhundert trugen Bewegungen wie der Pietismus und der Methodismus zur Entwicklung des Evangelikalismus bei. In dieser Zeit entstanden auch Erweckungsbewegungen in verschiedenen Ländern, die stark von den Ideen des Evangelikalismus beeinflusst waren.

Tea Party und Evangelikalismus in den USA
Amazon: Evangelikalismus USA

In den USA gab es im 20. Jahrhundert eine “Erweckung” oder “Wiederbelebung” des Evangelikalismus, die als “neo-evangelikal” oder “New Evangelicalism” bezeichnet wurde. Diese Bewegung betonte die Zusammenarbeit mit anderen Christen, insbesondere Katholiken, und engagierte sich in sozialen und politischen Fragen. Einflussreiche Personen dieser Bewegung waren unter anderem der Theologe Carl F. H. Henry und der Pastor Billy Graham.

Was ist die Kritik am Evangelikalismus?

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Einige mögliche Kritikpunkte am Evangelikalismus sind:

  • Fundamentalismus: Einige evangelikale Christen neigen dazu, eine wörtliche Interpretation der Bibel anzunehmen und setzen sich für bestimmte Glaubensüberzeugungen ein, die für sie nicht verhandelbar sind. Dadurch können sie sich von anderen Gläubigen abgrenzen und zu einem eingeschränkten Verständnis des christlichen Glaubens führen.
  • Politische Einflussnahme: Einige Evangelikale haben versucht, politische Veränderungen durchzusetzen, um ihre moralischen Überzeugungen in der Gesellschaft umzusetzen. Dies hat in einigen Fällen zu Kontroversen und Konflikten geführt.
  • Kulturelle Entfremdung: Einige Evangelikale können eine isolierte Haltung gegenüber der Welt einnehmen und sich von der Gesellschaft abkoppeln. Dies kann dazu führen, dass sie sich nicht mit anderen Kulturen und Perspektiven auseinandersetzen und Schwierigkeiten haben, sich in der modernen Welt zurechtzufinden.

Was bedeutet Evangelikalismus für Beziehungen zwischen Mann und Frau?

Evangelikalismus kann für Beziehungen zwischen Mann und Frau unterschiedliche Bedeutungen haben, abhängig von der Auslegung und Praxis der jeweiligen Gruppe oder Person.

Einige evangelikale Christen können zum Beispiel die Ansicht vertreten, dass Männer und Frauen unterschiedliche, aber ergänzende Rollen in der Ehe und Familie haben. Dabei wird oft betont, dass der Mann als Oberhaupt und Beschützer der Familie fungiert, während die Frau ihm als Hilfe und Unterstützung zur Seite steht. Diese Überzeugungen können Einfluss auf die Einstellungen und Verhaltensweisen von Evangelikalen in Bezug auf romantische Beziehungen, Dating und Ehe haben.

Darüber hinaus kann Evangelikalismus auch bestimmte Erwartungen an das Verhalten und die Kleidung von Männern und Frauen in Beziehungen haben. So kann beispielsweise von Frauen erwartet werden, dass sie sich bescheiden kleiden und keine sexuellen Reize ausstrahlen, um Männer nicht zu verführen. Männer hingegen können dazu ermutigt werden, Verantwortung und Führung in der Beziehung zu übernehmen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es auch innerhalb des Evangelikalismus verschiedene Sichtweisen auf die Rollen von Männern und Frauen in Beziehungen gibt und dass diese Sichtweisen nicht unbedingt von allen Evangelikalen geteilt werden. Jeder Mensch hat das Recht, seine eigenen Entscheidungen in Bezug auf Beziehungen zu treffen, unabhängig von religiösen Überzeugungen.


Beschreibung zum Titelbild: Lacey Johnson, 9 Jahre, links, und Jasmine Anderson, 9 Jahre, rechts, und Jaimie Brown, 10 Jahre, in der Mitte im Hintergrund, weinen und heben ihre Hände, nachdem sie einem Evangeliumsvortrag von Jason Mansur, einem Kinderprediger der Harvestime Church in Eau Claire, Wisconsin, zugehört haben, während des Assembly Park Bible Camps in Lake Nebagmon, Wisconsin, am Montag, 30. Juli 2007. Anderson sagte, sie wolle “ihre Beziehung zu Gott vertiefen”. Etwa achtzig junge Leute begannen eine Woche auf dem Camp der Assembly of God Denomination. (AP PHOTO/The Country Today/Paul M. Walsh)

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