Decluttering – aufkeimender Trend oder kann das weg?

Decluttering
Decluttering / ©AndreyPopov/depositphotos.com

Die Redewendung „dreimal umgezogen, ist einmal abgebrannt“ gibt es nicht nur im Deutschen, sondern beispielsweise auch im Englischen: „Three removals are as bad as a fire“. Das neu aufkeimende Wort „Decluttering“, zu Deutsch entrümpeln, hat einen eigenen Trend erzeugt. Oder ist dies lediglich alter Wein aus neuen Schläuchen?


Was ist Decluttering und woher kommt es?

Beim Entrümpeln werden unnötige Klamotten und Gegenstände ausfindig gemacht und entfernt, der Duden beispielsweise beschreibt das „Ausmisten“ umgangssprachlich damit, dass nicht mehr Gebrauchtes entfernt wird, um Ordnung zu schaffen. Ausmisten könnte dabei die passendere Übersetzung für das Wörtchen „Decluttering“ sein, denn dies wird häufig als Lebenseinstellung verstanden: Die Autorin Andrea Bruchwitz beispielsweise verwendet in ihrem Buch „Perlen statt Plunder“ den Zusatz „Decluttering Your Mind, Body & Soul“, sicherlich eine Hommage an Gill Hassons Buch „Declutter your life“.

Und um genau diese Ebenen geht es beim allgemeinen Aufräumen. Es werden Kleidungsstücke, Gegenstände sowie Erwartungen und Verpflichtungen bewertet.

Marie-Kondo-Methode

Marie Kondo
Marie Kondo / RISE CC BY 2.0 TM

Starten wir das Aufräumen dieses Textes mit den sieben Regeln nach Marie Kondo (Konmari):

  1. Zum Aufräumen verpflichten
  2. Einen Sinn im Aufräumen finden
  3. Eine feste Reihenfolge einhalten
  4. Kleinkram muss weg
  5. Beantwortung der Frage: Macht mich dieses Ding glücklich?
  6. Alles benötigt seinen angestammten Platz
  7. Kleidung falten, stehend aufreihen

Manchmal wird Decluttering ebenfalls als Methode beschrieben, obwohl dies eher eine Kategorisierung darstellt. Wie eingangs erwähnt, soll überhaupt entrümpelt werden, egal welchen Lebensbereich. Bei der eigenen Wohnung zu starten, ist praktisch. Sozusagen, vom Allgemeinem zum Speziellen.

Wohnen

Der Trend zum Minimalismus existiert nicht erst seitdem Tiny Houses begehrt wurden. Auf geringerer Fläche zu leben und dennoch sein eigenes Haus zu besitzen wird seit 2015 energischer verfolgt. Eine minimalistische Wohnung oder deren Einrichtung geht häufig mit dem industriellen Chic einher. So treffen zwei Richtungen des Minimalismus aufeinander. Der Vorteil davon, wenn wenig Staufläche vorhanden ist, kann weniger verstaut werden.

Folglich lassen sich drei Tipps zur Einrichtung einer minimalistischen Wohnung zusammenfassen:

  1. Weniger Möbel, dafür hochwertige
  2. Ergänzende und natürliche Farben
  3. Geradlinige Möbelstücke und schlichte Deko
Symbolbild einer minimalistischen Badgestaltung
Symbolbild einer minimalistischen Badgestaltung | © Mikrozement.com

Das Ausmisten startet somit bei einem aufgeräumten Raum. Böden und Wände aus dem gleichen Material sowie eine fugenlose Optik, lassen Räume zudem größer erstrahlen, wodurch sich weniger Krempel einfindet.

Kleidungsstücke

Laut Bundesumweltministerium werden 40 Prozent der eigenen Kleidungsstücke nie oder selten getragen. Dennoch kaufen deutsche Konsumenten durchschnittlich 60 Stücke im Jahr. Ein Grund mehr Platz im Kleidungsschrank zu schaffen oder schlicht Ordnung zu schaffen.

Bewährt haben sich beim Entrümpeln drei Kategorien:

  • Behalten
  • Aussortieren
  • Bewahren (auf Zeit)
Aussortierung von Kleidung
Aussortierung von Kleidung / O©OKrasyuk/depositphotos.com

Kleidung, die behalten werden soll, darf sofort in den Schrank zurück. Auch hier gibt es wieder verschiedenste Herangehensweisen, aber das führt im Augenblick zu weit. Für die beiden anderen Kategorien helfen zur Entscheidungsfindung drei Kisten mit unterschiedlichen Aufschriften: Eine wird mit „Müll“ beschriftet, eine andere mit „Weggeben“ und eine Dritte mit „Vielleicht, später betrachten“.

Gegenstände

An dieser Stelle wurde bereits der erste Schritt gegangen, denn die Ankleide beziehungsweise der Kleidungsschrank ist aufgeräumt. Bei Gegenständen fällt die Entscheidung meist schwieriger.

Hier helfen ebenfalls drei Hauptkategorien:

  • Upsyceln
  • Weggeben: Verkaufen, Spenden, Verschenken
  • Müll

Wer an dieser Stelle etwas tricksen möchte, der kann die Gegenstände zunächst auf dem Dachboden oder im Keller lagern. Wichtig hierbei ist, sich einen Kalendereintrag zur Kontrolle erstellen. Wenn der Gegenstand über 1 Jahr nicht gesucht oder gebraucht wurde, kann er wirklich entfernt werden. Cheater die keine eigene Unterstellmöglichkeit besitzen können sich einen Lagerraum mieten und werden zwangsläufig durch die Kosten zu einer Entscheidung genötigt.

Eine Blackbox in Dresden mit einem Volumen von 2 m³ ist für 35 € im Monat zu mieten, ein ebenso großes Schließfach kostet in Halle bei Yesbox 20 € monatlich. Je mehr Platz benötigt wird, desto teurer werden die Lager.

Hinweis: Die Boxengröße variiert den Preis | Beispiel yes-box.de

Verpflichtungen & Erwartungen

Declutter your wharever … . Das Grundprinzip richtet sich gegen den Konsum, gegen den eigenen Besitz. Es geht darum, „nur die Dinge zu besitzen, die man wirklich benötigt“. Mit dem Besitz gehen auch Verpflichtungen einher. Wird der Punkt noch weitergesponnen, kann er auf weitere Ebenen zeigen. Beispielsweise keinen Freunden gegenüber verpflichtet zu sein, die einem unnötigen Stress abverlangen.

Verpflichtungen sind eng mit Erwartungen verbunden. Häufig stellen Menschen höhere Erwartungen an sich selbst, als Andere von einem verlangen. Werden die eigenen Erwartungen vermindert, reduzieren sich automatisch auch die Verpflichtungen. Das Leben – könnte – einfacher werden.

Lassen sich innere Konflikte erkennen, vielleicht gar ausmerzen? Kann Negativität, die von außen ins eigene Leben getragen wird, lokalisiert werden? Sozusagen „Emotional Decluttering“. Hierfür helfen die bereits erwähnten Methoden ebenfalls.

Gedanken können beispielsweise in verschiedene Bereiche einsortiert werden:

  • Arbeit
  • Familie
  • Partnerschaft
  • Freizeit
  • Wünsche
  • Träume

Das Leben

Ob die Einfachheit übertrieben sein kann? Sicherlich! Mann kann sich das Leben auch zu leicht gestalten, denn an Herausforderungen wächst man. Ebenso lassen sich negative Erfahrungen nicht einfach abschütteln und entrümpeln.

Innerhalb eines Citizen Science-Forschungsprojekts, also einer Forschung von Wissenschaftlern und Bürgern, soll ein ressourcenleichter Lebensstil erforscht werden: Mein Ding! – Ich bin, was ich (nicht) habe. In einem zweistufigen Prozess werden zunächst unterschiedliche Übungen zur Reflexion und Reduktion an sich selbst erprobt und Erkenntnisse an das Forschungsteam übermittelt. Im Nachhinein werden die Übungen im Umfeld getestet und verbreitet. Erst im November 2022 wurden die Ergebnisse präsentiert.

Die Wörter Ausmisten, Aussortieren oder Aufräumen stellen eine Tätigkeit dar, das Decluttering soll eine Lebenseinstellung symbolisieren. Ob man die Leitlinien befolgt oder wahllos mit dem Entrümpeln beginnt, ist jedem selbst überlassen.

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