Kieferostitis: Entzündete Kieferknochen – Symptome, Diagnose & Therapie

Röntgenbild Kiefer
Röntgenbild Kiefer / ©belchonock/depositphotos.com

Kieferostitis bezeichnet eine ernste Erkrankung, die durch chronische Entzündungen im Kieferbereich hervorgerufen wird. Diese Entzündungen können weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Immunsystem und den Körper haben, aber bleiben lange unbemerkt. In diesem Artikel werden wir tiefer in die Ursachen eintauchen, die Herausforderungen bei der Diagnose beleuchten und effektive Therapieansätze vorstellen, um die Aufmerksamkeit für diese oftmals unterschätzte Erkrankung zu erhöhen.

Definition Kieferostitis

Kieferostitis bezeichnet eine entzündliche Erkrankung des Kieferknochens. Sie kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, darunter Infektionen, Verletzungen oder chirurgische Eingriffe im Mundbereich. Die Entzündung kann in akuter oder chronischer Form auftreten.

  • Andere Bezeichnungen für die Kieferostitis sind: Osteonekrose, NICO (Neuralgie induzierende hohlraumbildende Osteonekrosen) oder FDOK (Fettig-degenerative Osteonekrose des Kieferknochens).

Bei einer chronischen Kieferostitis können betroffene Bereiche des Knochens diese sogenannte „fettig-degenerative Entzündung“ zeigen. Dabei entstehen Hohlräume in dem Kieferknochen, die sich mit Fettgewebe oder fettiger Flüssigkeit füllen. Wenn diese Erkrankung nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, kann sie zu einer Schwächung des Körpers und des Immunsystems führen.

Es ist wichtig, solche Entzündungen frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln, um potenzielle Komplikationen zu vermeiden.

Ursachen von Kieferostitis

Die genauen Ursachen der Kieferostitis sind vielfältig und bis heute nicht vollständig geklärt. Jedoch sind einige wesentliche Faktoren identifiziert worden, die zur Entwicklung dieser Erkrankung beitragen können:

● Mangelversorgung durch Stoffwechselstörungen

Es wird vermutet, dass eine Stoffwechselstörung der Ursprung für die NICO ist. Eine unzureichende Nährstoffversorgung kann zu fettig-degenerativen Veränderungen im Knochen führen. Diese Fettzellen produzieren Entzündungsmediatoren, auch bekannt als Zytokine und Chemokine, die sich negativ auf den gesamten Körper ausüben können.

● Chirurgische Eingriffe

Nach chirurgischen Eingriffen, insbesondere nach Zahnextraktionen wie dem Ziehen von Weisheitszähnen, können Entzündungsprozesse auftreten, die nie richtig ausheilen und dann zu der Kieferostitis führen.

● Wurzelbehandelte Zähne

Wurzelkanalbehandlungen können in manchen Fällen nicht alle bakteriellen Infektionen vollständig beseitigen. Die verbleibenden Bakterien können zu einer Entzündung des umgebenden Kieferknochens führen.

● Unsichtbare Entzündungsherde

Manchmal können Bereiche hinter den eigenen Zähnen betroffen sein, ohne dass es zu offensichtlichen Symptomen kommt.

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jeder chirurgische Eingriff oder jede Wurzelkanalbehandlung zwangsläufig zu einer Kieferostitis führt. Das Risiko hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der allgemeinen Gesundheit des Patienten, der Qualität der durchgeführten zahnmedizinischen Behandlung und der Nachsorge.

  • Ein proaktiver Ansatz zur Vorbeugung und rechtzeitigen Erkennung von Entzündungen im Mundraum ist entscheidend, um das Risiko einer Kieferostitis zu minimieren. Dies beinhaltet regelmäßige zahnmedizinische Untersuchungen und bei Bedarf weitere Diagnostik.

Potenzielle Auswirkungen von Kieferostitis

Die Auswirkungen einer Kieferostitis können weit über den Mundbereich hinausgehen und das gesamte Wohlbefinden eines Individuums beeinträchtigen. Die Krankheit wird oft als „stumme“ chronische Entzündung bezeichnet und kann eine Reihe von Komplikationen verursachen:

1. Systemische Entzündungsreaktionen

Kieferostitis kann Entzündungsmediatoren freisetzen, die durch die Lymphbahnen und den Blutkreislauf zirkulieren und andere Körperregionen beeinflussen. Diese Entzündungsbotenstoffe können zu einer allgemeinen Entzündungsreaktion im Körper führen, die mehrere Organe und Systeme betrifft, und das Immunsystem belastet.

2. Verbindung zu anderen Krankheiten

Studien und Beobachtungen haben gezeigt, dass einige Patienten mit Kieferostitis auch erhöhte RANTES-Werte haben, die in Krankheitsbildern wie Gelenkentzündungen, Multipler Sklerose und einigen Brustkrebsarten beobachtet werden können. Dies weist darauf hin, dass Kieferostitis möglicherweise zu einer erhöhten Anfälligkeit für andere Erkrankungen beiträgt oder mit ihnen in Verbindung steht.

3. Fernwirkungen

Abgesehen von den lokalen Auswirkungen im Mundbereich können Patienten mit Kieferostitis auch eine Reihe von systemischen Symptomen erleben, darunter:

  • Entzündliche Erkrankungen: Kieferostitis kann zu oder in Verbindung stehen mit Zuständen wie Rheuma, Gelenkentzündungen und Polyneuropathien.
  • Neurologische Symptome: Dazu gehören Kopfschmerzen, Migräne, Konzentrationsstörungen und Gesichtsschmerzen.
  • Immunsystem: Ein geschwächtes Immunsystem und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen können ebenfalls auftreten.
  • Andere Krankheitssymptome: Darunter fallen Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, Darmprobleme, Schilddrüsenprobleme, Allergien und sogar schwerwiegendere Zustände wie Multiple Sklerose und ALS.

4. Einfluss auf die Lebensqualität

Die Vielzahl der potenziellen Symptome und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten können die allgemeine Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, was sich in Müdigkeit, vermindertem Wohlbefinden und Schwierigkeiten im täglichen Leben äußern kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass, obwohl viele dieser Symptome und Zustände mit Kieferostitis in Verbindung gebracht werden können, die genaue Kausalität zwischen Kieferostitis und diesen Zuständen wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt ist. Daher ist es entscheidend, einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen und sowohl den Mundraum als auch andere Körperbereiche bei der Untersuchung und Behandlung von Symptomen zu berücksichtigen.

Diagnose der Kieferostitis

Die korrekte Diagnose einer Kieferostitis kann herausfordernd sein, da sie häufig keine oder unspezifische Symptome zeigt.

Diagnose der Kieferostitis
Diagnose der Kieferostitis

Während viele traditionelle Zahnmediziner sich auf offensichtliche Symptome konzentrieren könnten, betonen ganzheitliche Zahnmediziner die Bedeutung der Betrachtung des gesamten Körpers. Kieferostitis kann Systemeffekte haben, die über den Mundbereich hinausgehen, und ein ganzheitlicher Ansatz kann helfen, solche Zusammenhänge zu erkennen.

  • Digitale Volumentomographie (DVT): DVT bietet eine 3D-Darstellung des Kieferbereichs und ist daher effektiver bei der Identifizierung von Kieferostitis im Vergleich zu herkömmlichen Röntgenbildern. Allerdings ist nicht jeder Zahnarztpraxis mit dieser fortschrittlichen Technologie ausgestattet, und sie wird nicht immer als Standarddiagnostik verwendet.

Da die Früherkennung und Behandlung von Kieferostitis entscheidend für eine effektive Behandlung ist, ist es wichtig, regelmäßige zahnmedizinische Untersuchungen durchzuführen und bei unerklärlichen Symptomen im Mundbereich einen Spezialisten zu konsultieren, der mit Techniken wie der DVT arbeitet.

Therapie der Kieferostitis

Die Behandlung einer Kieferostitis zielt darauf ab, den Entzündungsherd zu beseitigen, die Schmerzen zu lindern und mögliche Komplikationen zu verhindern. Dazu gehört:

1. Diagnostische Vorbereitung

Bevor mit einer Behandlung begonnen wird, ist eine gründliche Anamnese erforderlich. Moderne bildgebende Verfahren wie die digitale Volumentomographie (DVT) können dabei helfen, den genauen Standort und das Ausmaß der Entzündung festzustellen.

2. Minimalinvasive Chirurgie

Die Behandlung von Kieferostitis erfolgt in der Regel minimalinvasiv. Das bedeutet, dass versucht wird, so wenig gesundes Gewebe wie möglich zu entfernen. Bei dieser Vorgehensweise wird das Zahnfleisch vorsichtig geöffnet und der erweichte Knochen mechanisch entfernt, idealerweise ohne Bohren oder Fräsen.

3. Lasertechnik

In einigen Fällen kann ein Laser (PACT) zum Einsatz kommen, um den betroffenen Bereich schonend zu säubern. Dies kann besonders nützlich sein, wenn es größere Knochendefekte gibt.

4. Regenerative Therapien

Nach dem Ausschaben des erkrankten Knochens kann die Verwendung von Eigenblut (PRF) die Heilung und Regeneration unterstützen. Bei größeren Defekten können Knochenersatzmaterialien oder Knochenstrukturgitter hilfreich sein, um den Heilungsprozess zu fördern.

5. Nachsorge und Überwachung

Nach der Behandlung ist es wichtig, den Heilungsprozess sorgfältig zu überwachen. Fäden, die während des Eingriffs eingesetzt wurden, werden in der Regel nach etwa 10 Tagen entfernt. Patienten sollten auf Anzeichen einer Infektion oder anderen Komplikationen achten und regelmäßige Nachuntersuchungen durchführen lassen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Behandlung von Kieferostitis von Fall zu Fall variiert und von den individuellen Umständen des Patienten und der Schwere der Erkrankung abhängt. Eine frühzeitige Diagnose und Intervention können jedoch dazu beitragen, das Risiko von Komplikationen zu minimieren und eine schnelle Genesung zu fördern.

Fazit

Kieferostitis, eine entzündliche Erkrankung des Kieferknochens, stellt eine schwerwiegende gesundheitliche Bedrohung dar, die oft unbemerkt bleibt. Ausgelöst durch verschiedene Faktoren kann diese Krankheit systemische Entzündungsreaktionen und eine Vielzahl von Komplikationen verursachen, die das allgemeine Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen.

Trotz der Schwierigkeiten bei der Diagnose ist es entscheidend, auf Früherkennung und rechtzeitige Therapie zu setzen. Moderne bildgebende Verfahren und minimalinvasive chirurgische Techniken, kombiniert mit regenerativen Ansätzen, bieten Hoffnung auf eine effektive Behandlung und eine vollständige Genesung.

▶ Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Beratung

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