Geschichte von Ben Panco auf Kınalıada (Istanbul)

Ben Panco Istanbul 2011


Manche Denkmäler fallen sofort ins Auge. Andere entdeckt man eher zufällig und genau diese bleiben oft länger im Kopf. Das Denkmal von Ben Panco auf Kınalıada, einer der Prinzeninseln vor Istanbul, gehört zur zweiten Sorte. Kein großes Monument, kein touristisches Spektakel. Stattdessen: ein Hund, ruhig liegend, mit Blick aufs Meer. Und eine Geschichte, die man nur versteht, wenn man sich Zeit nimmt.

Wer Ben Panco war – und warum man ihn kannte

Ben Panco war ein Straßenhund. Aber dieses Wort trifft es eigentlich nicht. Er lebte seit 2011 auf Kınalıada und war über Jahre hinweg Teil des ganz normalen Insellebens. Man sah ihn an der Promenade, in der Nähe des Piers, auf den Grünflächen oder einfach dort, wo gerade Menschen waren.

Er gehörte dazu, ohne im Mittelpunkt stehen zu wollen.

Die Bewohner kannten ihn, die Ladenbesitzer fütterten ihn, Kinder streichelten ihn, Besucher fotografierten ihn. Er begleitete Spaziergänge ein Stück, blieb stehen, wenn man stehen blieb, und verschwand wieder, ohne dass man es richtig bemerkte. Genau das machte ihn so vertraut. Viele sagen heute: Ben Panco war immer da – und genau deshalb fiel erst sein Fehlen auf.

Ben Panco hatte keinen Besitzer, sondern eine Gemeinschaft

Was man über Ben Panco kaum liest, aber vor Ort schnell versteht: Er war nie allein.

Auf den Prinzeninseln und generell in Istanbul funktionieren Dinge anders als in vielen westeuropäischen Städten. Straßenhunde sind kein Randphänomen, sondern Teil der Nachbarschaft. Sie werden gefüttert, medizinisch versorgt, respektiert. Ben Panco hatte kein Halsband mit Namen, aber er hatte etwas anderes: soziale Bindung. Er wurde nicht „geduldet“, sondern akzeptiert. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied.

Der Abschied im Juni 2024

Am 10. Juni 2024 starb Ben Panco. Für Außenstehende vielleicht eine Randnotiz. Für die Insel ein Einschnitt. Viele Bewohner erzählten später, dass der Pier sich plötzlich leer anfühlte. Dass man unbewusst noch hinsah, wo er sonst lag. Dass etwas Verlässliches fehlte. In einer Welt, die sich ständig verändert, war Ben Panco eine Konstante gewesen.

Aus dieser Stimmung heraus entstand die Idee, ihm ein Denkmal zu setzen.
Nicht aus Sentimentalität – sondern aus Dankbarkeit.

Der Text auf dem Denkmal – vollständig übersetzt

Der Text auf dem Sockel ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Er wirkt fast so, als würde Ben Panco selbst noch einmal zu Wort kommen:

Ich bin Ben Panco.
Im Jahr 2011 bin ich nach Kınalıada gekommen.
Es gibt verschiedene Geschichten darüber, wie ich hierherkam.

Aber eines weiß ich sicher:
Ich habe diese Insel sehr geliebt –
und sie hat mich geliebt.

Jahrelang lag ich am Pier, auf den Wiesen,
in der Sonne und im Schatten.

Ich kam mit meinen Hundefreunden zusammen,
hatte viele menschliche Freunde
und ein sehr schönes Zuhause.

Ich war nie allein.
Ich habe niemanden vernachlässigt
und niemand hat mich vernachlässigt.

Jedes Mal, wenn neue Menschen auf die Insel kamen,
habe ich sie willkommen geheißen.

Ich habe hier ein glückliches Leben geführt.

Am 10. Juni 2024
habe ich mich von dieser Insel verabschiedet.

Als man meine Statue errichtet hat,
war ich sehr glücklich.

Danke, dass ihr mich so sehr geliebt habt
und nicht vergessen habt.

Wir werden uns wiedersehen –
irgendwo unter dem Himmel.

Kein religiöser Ton. Keine großen Worte. Nur Ruhe, Dankbarkeit und ein leiser Abschied.

Warum dieses Denkmal mehr ist als eine Hundestatue

Was viele Besucher nicht wissen: Das Denkmal ist auch ein Statement.

Es steht für eine Haltung, die in Istanbul tief verwurzelt ist – eine alte, fast schon traditionelle Vorstellung vom Zusammenleben. Mensch und Tier teilen sich den Raum. Nicht hierarchisch, sondern nebeneinander.

Früher war das selbstverständlich. Heute wirkt es fast ungewöhnlich. Ben Panco erinnert daran, dass Fürsorge nicht organisiert, zertifiziert oder durchreglementiert sein muss. Manchmal reicht Aufmerksamkeit. Und Verlässlichkeit.

Ein stiller Ort mit Blick aufs Meer

Das Denkmal steht bewusst nicht zentral, nicht laut, nicht plakativ. Es blickt aufs Wasser. Auf die Fähren. Auf das Kommen und Gehen. Viele bleiben kurz stehen. Manche lesen den Text ganz. Andere streicheln die Statue im Vorbeigehen. Niemand wird dazu aufgefordert – und genau das macht den Ort so besonders.

Man spürt:
Hier geht es nicht um Erinnerungskultur.
Hier geht es um Beziehung.

Was Ben Panco uns heute noch sagt

Vielleicht ist das die eigentliche Botschaft dieses Ortes:

Nicht alles, was wichtig ist, muss spektakulär sein.
Nicht jedes Leben braucht große Spuren, um Bedeutung zu haben.

Ben Panco hatte keine Aufgabe. Kein Amt. Keine Rolle.
Er war einfach da – und das hat gereicht.

Und genau deshalb steht er heute noch dort.
Ruhig. Gelassen. So, wie man ihn kannte.

FAQ Zusammenfassung

Wer war Ben Panco?
Ben Panco war ein Straßenhund, der seit 2011 auf der Prinzeninsel Kınalıada (Istanbul) lebte und durch seine ruhige Art zur bekannten Insel-Figur wurde.

Warum gibt es ein Denkmal für Ben Panco?
Die Inselbewohner setzten ihm ein Denkmal als Zeichen der Wertschätzung – für seine Präsenz, seine Freundlichkeit und weil er über Jahre ein wichtiger Teil der Inselgemeinschaft war.

Was steht auf dem Denkmaltext von Ben Panco?
Der Text ist in der Ich-Form geschrieben und drückt Dankbarkeit, Verbundenheit mit der Insel und einen liebevollen Abschied aus. Ben Panco beschreibt dort seine Zeit auf Kınalıada und bedankt sich für die Freundschaft der Menschen.

Wann ist Ben Panco gestorben?
Ben Panco starb am 10. Juni 2024. Sein Tod wurde von vielen Inselbewohnern und Besuchern als Verlust empfunden, weil er über Jahre präsent war.

Wo genau befindet sich das Denkmal von Ben Panco?
Das Denkmal steht an der Promenade von Kınalıada mit Blick aufs Meer – ein ruhiger Ort, der an Ben Pancos tägliche Runde am Wasser erinnert.

Welche Bedeutung haben Straßenhunde in Istanbul?
In Istanbul haben Straßenhunde traditionell einen besonderen Platz im Alltag: Sie werden respektiert, versorgt und als Teil der Stadtgesellschaft wahrgenommen.

Was macht Ben Pancos Geschichte besonders?
Die Geschichte zeigt, wie tief Tiere im sozialen Leben der Menschen verwurzelt sein können – ohne Besitzverhältnisse, ohne große Dramen, aber mit viel Respekt und Nähe.

Kann man das Denkmal heute besuchen?
Ja, Besucher von Kınalıada können das Denkmal problemlos auf der Inselpromenade sehen. Viele Menschen bleiben bewusst kurz stehen, um Ben Panco zu gedenken.

Gibt es weitere Denkmäler für Tiere auf den Prinzeninseln?
Ben Pancos Denkmal ist eines der sichtbarsten Beispiele. Die Inseln und Istanbul allgemein zeigen immer wieder kleine Zeichen der Anerkennung für Tiere, die Teil des Stadtlebens sind.

Woher kommt der Name „Ben Panco“?
Die genaue Herkunft des Namens ist nicht dokumentiert, aber er ist eng mit dem Jahr seiner Ankunft (2011) und seiner Bekanntheit auf der Insel verbunden. Viele Einheimische gaben ihm so einen Namen, der für sie einfach passte.

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