Harro Paul Harring, Revolutionär, Dichter, Maler, 1798 auf dem Ibenshof bei Wobbenbüll in Nordfriesland geboren, ist heute von der Öffentlichkeit fast vergessen. Zu Unrecht, denn seine eigengeartete Persönlichkeit, sein Kampf für die Freiheit, sein abenteuerliches Leben und sein intensives Schaffen als Literat und Maler sind im Licht der demokratischen Bewegung in Deutschland zu betrachten.
Harro Harring, der Sohn eines Bauern und späteren Deichgrafen, machte zunächst eine Lehre in der Zollverwaltung in Husum. Später wollte er Schlachtenmaler werden. Er besuchte die Kunstakademien in Kopenhagen und Dresden. Dort wurde er vom radikalen Flügel der deutschen Burschenschaften beeinflusst und sein späterer Lebensweg entscheidend geprägt. So begann er sich für die unterdrückten Völker einzusetzen und gegen die herrschenden Fürsten wütende Gedichte, Pamphlete, Romane und Zeitungsartikel zu schreiben.
Er kämpfte mit um die Freiheit Griechenlands und Polens, er wollte in Prag den Anführer des griechischen Aufstandes, Alexander Ypsilantis aus dem Gefängnis befreien, musste aber Hals über Kopf fliehen. Er war beteiligt bei der Julirevolution 1830 in Leipzig und Braunschweig, auf dem Hambacher Fest, an den Konspirationen um den Sturm auf die Frankfurter Hauptwache und beim Savoyerzug 1834 in der Schweiz.
Harring wurde „Berufsrevolutionär“, zum Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit und dafür von Spitzeln verfolgt, mehrfach mit Zensur belegt, ausgewiesen und verhaftet. In Deutschland wurden viele seiner Schriften verboten, sie fanden unter der Hand weite Verbreitung und waren nicht ohne Einfluss auf die Arbeiterbewegung.
Mehrfach versuchte Harring, sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen, er hatte Erfolg als Theaterdichter in München, Wien und Prag und als Schriftsteller in New York. Aber es hielt ihn nicht an einem Ort, solange es irgendwo noch Unterdrückung und Knechtschaft gabt. Seine Energie schien ungebrochen, er reiste fast um die ganze Welt, auch nach Nord- und Südamerika, wo er das Elend der Sklaven anklagte und in Skizzen und Bildern festhielt. Als Mitstreiter Garibaldis wollte er die Gründung der Vereinigten Staaten von Südamerika vorantreiben.
Mit vielen berühmten Männern und Frauen des 19. Jahrhunderts verband ihn mehr als eine flüchtige Bekanntschaft. Caspar David Friedrich, Heinrich Heine, Ludwig Börne, Mazzini und Garibaldi, Sarah Margaret Fuller, Alexander Everett, Henrik Ibsen, Victor Hugo und viele andere gehörten dazu. Einige halfen ihm immer wieder, wenn er völlig ausgebrannt war, kein Geld mehr hatte und in Depression zu versinken drohte.
Nach seinem missglückten Versuch, 1848 in Bredstedt den nordfriesischen Freistaat auszurufen und weiteren Reisen nach Brasilien, Nordamerika, Norwegen, England und Dänemark, verbrachte er die letzen Jahre seines Lebens in bitterer Armut und Einsamkeit, krank und verwirrt auf der Kanalinsel Jersey. Theodor Storm unterstützte zwar seinen Wunsch nach Rückkehr in die Heimat mit einem wohlwollenden Gutachten, aber Harring beendete sein Leben 1870 von eigener Hand.
Quelle: harro-harring-gesellschaft.de