Postfuhramt Berlin Geschichte und Hintergründe

Postfuhramt Berlin
Postfuhramt Berlin

1895 wurde es errichtet und mit Pferden und Postkutschen betrieben. 1925 wurden die Pferde durch Elektroautos abgelöst. Es gab in dieser Zeit über 200 Fahrzeuge. Ein Postfuhramt war das Gelände bis Anfang der 90er Jahre. Wie die Gebäude in der Zukunft genutzt werden sollen ist noch unklar.

Geschichte und Hintergründe vom Postfuhramt

Nach einem Entwurf von Carl Schwatlo errichtete, zwischen 1875 und 1881, Postbaurat Wilhelm Tuckermann das Postfuhramt als imposantes dreigeschossiges Eckgebäude mit markantem, achteckigen Kuppelbau. Das zweiachsige Hauptgebäude beherbergte neben dem Postfuhramt noch das Annahme-Postamt 24, die Paketausgabe des gegenüberliegenden Paketpostamtes, eine Rohrpostmaschinenstelle, Teile des Fernsprechamtes 3, Unterrichtsräume der Post- und Telegrafenschule, sowie mehrere Dienstwohnungen.

Postfuhramt Berlin Fassade
Postfuhramt Berlin Fassade

Ursache des Neubaus auf dem Grundstück des ehemaligen Postilliongebäudes, war der Wunsch nach Verbesserung der betrieblichen Verhältnisse, da der anwachsende Postverkehr eine höhere Anzahl an Pferden benötigte. Die vorhandenen, baufälligen und gesundheitswidrigen Ställe führten jedoch im März 1874 zu erheblichen, krankheitsbedingten Verlusten des Pferdebestandes. Zunächst entstanden daher im Hof zwei zweigeschossige Pferdeställe zur Unterbringung von bis zu 240 Pferden, wobei die unteren Ställe in das Erdreich eingelassen und die oberen Ställe über Rampen erreichbar waren.

Terracotta-Relief im Hof
Terracotta-Relief im Hof

Die straßenseitige Fassade des Postfuhramtes wurde mit gelben und roten Ziegel verblendet. Zusätzlich schmücken Formsteine und Terracotta die Fernsterverkleidungen, Gesimse und Beiwerke. Zwölf, von Blattwerk und Früchten umgebene, pausbackige Putten versinnbildlichen den Postbetrieb. Im Erdgeschoß, zwischen den Rundbögen der Fenstereinfassungen, befinden sich heute 25 Porträts (ein Porträt wurde im Krieg vernichtet) von Persönlichkeiten, die sich Verdienste für das Post- und Telegrafenwesen erworben haben.

Postfuhramt Berlin Eingang
Postfuhramt Berlin Türschmuck aus Terracotta an der Fassade

Der Haupteingang, an der Ecke Oranienburger und Tucholsky Str., wird durch seine imposante Bogenöffnung bestimmt. Hier befand sich, unter der mächtigen runden Kuppel mit ihrer Kassettendecke, die frühere Schalterhalle des Annahme-Postamtes 24. Zur Vermeidung von Zugluft erfolgte 1937/38 der Einbau einer Zwischendecke zwischen Erd- und erstem Geschoß, welche dem Gebäudeteil bis heute viel von seiner Wirkung nimmt.

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Mehr Informationen

Historischer Überblick vom Postfuhramt

1875 – 1876 Bau der beiden zweigeschossigen Stallgebäude im Hof
1876 – 1877 Abriß der alten Gebäude in der Tucholsky Str., Beginn Neubau des Postfuhramtes
1876 Einführung des Stadtrohrpostbetriebes
Juni 1878 Besichtigung des neuen Gebäudeteils in der Tucholsky Str.
1878 Abriß der alten Gebäudeteile in der Oranienburger Str.
1880 In Teilbereichen erhält das Postfuhramt elektrische Beleuchtung
1881 Fertigstellung der Baumaßnahmen
1885 – 1905 Die Post- und Telegrafenschule nutzt einen Teil des Postfuhramts
1888 Dacharbeiten über dem großen Hörsaal, Verbesserung des Raumklimas und Austausch der alten Sonnenbrenner über dem Glasoberlicht durch elektrische Bogenlampen
1889 Einbau von Fundamenten für die Dampfmaschinen der Berliner Rohrpostanlage
1890 – 1891 Planung und Einbau einer Verbindungstreppe zwischen zweitem und dritten Geschoß
03.10.1890 Genehmigung Aufstockung Stallgebäude II für Postillionschlafsääle
1891 Der alte 24 m hohe Schornstein der Dampfmaschinen wird durch einen 36 m hohen Schornstein ersetzt
Anfang 1891 Fertigstellung Umbau Stallgebäude II
Juni 1892 Renovierung der Stallgebäude innen
Sep 00 Die Gebäudenutzung des PFA kommt räumlich an seine Grenzen
29.07.03 Erteilung der Genehmigung zum Anschluß an die städtische Wasserleitung
1904 Umfassende Renovierung des Hörsaales (Tucholskystraße)
1906 Kleinere Renovierungsarbeiten an den Stallfassaden
1907 – 1908 Erneute Aufstockung der Stallgebäude (4. OG)
1909 Gänzliche Einstellung der eigenen Stromerzeugung des PFA, Anschluß an das öffentliche Stromnetz
1913 Zweite Renovierung des Hörsaales
1913 – 1920 Nutzung des Hörsaales durch das Post-Rechnungs-Amt
1920 Dritte umfangreiche Renovierung des Hörsaales
1920er Jahre Abriß der Stallgebäude im Hof
1925 Bau einer Ladestelle und Wagenhalle im Hof des PFA (im Krieg zerstört)
1937 – 1938 Einbau der Zwischendecke zur Vermeidung von Zugluft in der Schalterhalle (Kuppelbau)
1937 Beseitigung der Verglasung im Turmdach, Einfassung des runden Kuppelbaus durch eine achtseitige Kuppel
23.11.43 Der Gebäudeteil in der Tucholskystr. wird durch Brand- und Sprengbomben beschädigt.
19.05.44 Der Gebäudeteil in der Oranienburger Str. brennt nach einem Luftangriff bis zum 1. OG aus
1945 – 1973 Nutzung des Gebäudes als Postfuhramt
1953 Abbau der im Krieg schwer beschädigten Gruppe allegorischer Figuren aus Sandstein
1973 Die Fa. G. Gohlke beginnt im Auftrag der Deutschen Post mit ersten kleineren Arbeiten an der Fassade in der Oranienburger Str..
1973 Nutzung des Gebäudesteils Oranienburger Str. durch die Abteilung Handel des Postzeitungsvertriebs, sowie das Zentralamt für Materialwirtschaft und die Betriebspoliklinik der Deutschen Post
1975 Wiederherstellungsarbeiten an der Fassade und den zwei Figurengruppen über dem Turnhallentrakt in der Tucholskystr.
1978 Abschluß der Renovierung der beschädigten Fensterverkleidung in der Oranienburger Str.
1979 Beseitigung von Schadstellen am Gebäude in der Tucholskystr.
1982 – 1984 Beseitigung von Schadstellen und Farbgestalltung des Gebäudes in der Oranienburger Str.
1985 Farbgestaltung der Gebäudefassade in der Tucholskystr. durch Fa. G.Gohlke, Einbau der handgearbeiteten Eingangstür von H. Eichberg zur Schaltervorhalle im Kuppelbau
1986 – 1989 Beginn der Restaurierung des Eckgebäudeteils, einschließlich Turm und Kuppelbau
09.11.89 Fall der Berliner Mauer
1995 Einstellung des Postbetriebes
1997 – 2001 Wechselnde Ausstellungen in den Räumen des Postfuhramtes
23.06.05 Der Künstler HA Schult verhüllt das Postfuhramt „Love Letters Building“
08.07.05 Die Deutsche Post AG verkauft das Postfuhramt an einen nicht genannten Investor von „internationlem Rang“.
Feb 06 Renovierungsarbeiten deuten auf eine Zwischennutzung.
seit Juni 2006 Zwischennutzung durch c/o Berlin

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