Was liegt für den E-Biker im Ruhrgebiet näher als der Gedanke, die einmalige Industriegeschichte auf Radwegen an sich vorbeiziehen zu lassen? Und genau das ist Thema der interessantesten Radrundwege in dieser Region. Dabei muss niemand befürchten, von einer grauen Einöde in die nächste zu geraten, denn heute sind diese Routen bemerkenswert begrünt, was die stillgelegten Industrieanlagen dazwischen umso wirkungsvoller präsentiert. Es gibt hier ganze 1.200 km ausgewiesenes Radwegenetz, daher muss die folgend beschriebene Tour als bescheidenes Beispiel für viele andere angesehen werden.
Inhaltsübersicht
Keine Sorge vor Steigungen – besonders mit dem E-Bike
Nun ist das Ruhrgebiet ja nicht gerade dafür bekannt hügelig zu sein. Aber es gibt südlich davon Radstrecken, die das Fahren von echten Hügeln ermöglichen. Gut, wenn man dafür statt eines herkömmlichen Fahrrades ein E-Bike unter dem Hintern hat, denn dieses bietet Tretunterstützung, die besonders bei Bergauffahren bemerkbar wird. Also vorher ein E-Bike kaufen und mit mehr Leichtigkeit den Berg hinauf kommen. Gestartet wird am Bahnhof in Hattingen, dort kann man auch gleich sein Auto abstellen, falls man damit angereist ist. Danach sein Fahrrad vom Fahrzeug abladen und es kann losgehen.
Diese Tour ist 58 km lang, mit erwähnten Steigungen, also nichts für völlige Anfänger, die nicht über den Luxus eines E-Bikes verfügen. Hier in Hattingen gibt es das erste imposante Stahlkonstruktion zu betrachten, das LWL-Industriemuseum Henrichshütte, welches direkt am Ruhrtal-Radweg liegt. Man sollte auch nicht einfach die Perspektive aus dem Vorbeiradeln heraus genießen, sondern tatsächlich stoppen und eine Besichtigung vornehmen, denn Dinge wie die Besteigung des ältesten Hochofen der Region namens HO 3 lässt sich schlecht vom Fahrradsattel aus machen.
Kohlenbahntrasse und eine kleine Burgruine
Nach der Besichtigung der Henrichshütte also zurück auf den Sattel und auf die Kohlenbahn, als Abschnitt des RuhrtalRadwegs. Dies ist die rückgebaute Trasse einer Eisenbahnlinie, die vor hundert Jahren gebaut wurde, um Kohle abzutransportieren. Heute ist sie ein Wander- und Radweg. Leicht bergauf führt die Strecke 17 km lang nach Süden, Richtung Sprockhövel. Aber mit dem E-Bike von Stella Bikes sollte das leichtfallen. Nach Erreichen des südlichsten Punktes vollzieht man einen eleganten Schwenk und radelt wieder nordwärts, und zwar nach Wengern.
Von dort geht es weiter zur Zeche Nachtigall in Witten, die als Ursprung der ganzen Montanindustrie an der Ruhr gilt, gelegen im Muttental. Auch hier lohnt sich das Anhalten, Absteigen und Besichtigen, wozu man in den Schacht mit Technik des 19. Jahrhunderts einsteigen kann. Als Zeche war Nachtigal schon früh stillgelegt, nämlich 1892. Und da in der Nähe die Burgruine Hardenstein zu finden ist, wäre es eine Idee, diese auch gleich in Augenschein zu nehmen. In Sichtweite der am Ufer stehenden Ruine geht es weiter mit der Ruhrtalfähre über den Fluß. Sie ist kostenlos nutzbar und klein genug, um lediglich Personen und Räder aufzunehmen.
Weiter hinaus? Klar, immer der Ruhr folgen…
Wenn es viel weiter hinaus aufs Land gehen soll, und weg von dem Stadtgemenge, kann man mit genügend Zeit und Engagement im Gepäck auch gleich den ganzen RuhrtalRadweg in östlicher Richtung folgen und damit bis in die Berge zur Quelle der Ruhr vorstoßen.
Freilich wird das bedeutendere Steigungen sehen, wofür das E-Bike wie geschaffen ist. Unterwegs begegnen die Radfahrer auch einigen Seen. Sollte man schon am Rhein gestartet sein, sind das nacheinander der Kettwiger, der Baldeney, der Kemnader See, der Harkortsee und der Hengsteysee nördlich von Hagen. Schwenkt man allerdings vom eingangs geschilderten Radweg in Schwerte nach Osten dem Ruhrlauf flußaufwärts nach, hat man die Seen bereits verpasst, denn sie liegen alle westlich davon. Na, jedenfalls wird es hier total ländlich, dann mit dem Arnsberger Wald forstlich und mit ansteigenden Höhen gebirgig. Nacheinander sieht man die diversen kleinen Gewässer der Ruhr Wasser zuführen, bis die Ruhr selbst als Quelle gefunden wird. Bei Winterberg ist der RuhrtalRadweg zu Ende (oder beginnt hier, je nach Perspektive).
Schlussbetrachtung
Wie der Beschreibung zu entnehmen, ist diese südliche Tour etwas für Freunde von Steigungen, besonders wenn man das Stadtgeflecht in der Senke hinter sich lassen möchte und ins Mittelgebirge zur Ruhrquelle vorstoßen möchte. Mit einem E-Bike von Stella Bikes fällt diese Entscheidung leichter. Belohnt wird man mit abwechslungsreichen Eindrücken, von Industrieruinen bis unberührter Natur. Bis Winterberg zu radeln sollte aber mit aller Gelassenheit auf zwei Tage verteilt werden, mit einer Übernachtung irgendwann auf der Strecke, schließlich muss man auch wieder zurückfahren (oder ihr arrangiert eine Abholung per Auto)