Elektromobilität: Wie nachhaltig ist sie wirklich?

Elektroauto

Elektromobilität gilt weltweit als Patentlösung für klimafreundliche Mobilität. Insbesondere in Verbindung mit regenerativ erzeugter Energie verursacht der Betrieb von Elektrofahrzeugen deutlich weniger CO2 als herkömmliche Verbrennungsmotoren. Skeptiker und Gegner der Elektromobilität monieren jedoch, dass E-Autos zwar nicht während der Fahrt die Luft verpesten, in ihrer Herstellung aber alles andere als umweltfreundlich sind. Wie steht es wirklich mit der Ökobilanz von Elektrofahrzeugen? Ermöglichen sie tatsächlich eine nachhaltigere und umweltschonende Mobilität oder führen entsprechende Technologien nur in die nächste Sackgasse?



Immer mehr Elektroautos auf Deutschlands Straßen

Die deutschen Automobilhersteller produzieren derzeit mehr als siebzig elektrische Fahrzeugmodelle. Geladen werden können diese an rund 46.200 öffentlich zugänglichen Ladestationen (Stand: August 2021). Um den Umstieg auf Elektrofahrzeuge attraktiver zu gestalten, fördert der Staat die Elektromobilität noch mindestens bis Ende 2025 mit einer Kaufprämie von bis zu 9.000 Euro und stellt zusätzlich Mittel für den Aufbau der Ladeinfrastruktur bereit.

Stromtankstelle

Allein von Januar bis November 2021 wurden deutschlandweit mehr Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb neu zugelassen als in den sechs vorhergehenden Jahren zusammen. Trotz dieser ansehnlichen Zahlen schließt nach wie vor über die Hälfte der Deutschen den Kauf eines Elektrofahrzeugs aus. Als Gründe für die mangelnde Akzeptanz werden neben der geringen Verfügbarkeit an Ladestationen in ländlichen Regionen, der vergleichsweise kurzen Reichweite und dem hohen Preis gegenüber Verbrennern Zweifel an der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit der Technologie genannt.Trotzdem wird die Art der Fortbewegung für die Zukunft nicht um alternative Mobilitätskonzepte, wie Elektroautos, E-Roller oder auch E-Scooter für die Innenstädte, herumkommen.

Zweifel an der Gesamtklimabilanz von Elektrofahrzeugen

Die Verfechter der E-Mobilität haben vor allem die positiven Seiten im Blick. Sie gehen davon aus, dass sich der Umwelt- und Klimaschutz kurz-, mittel- und langfristig nur mit verschiedenen Elektrofahrzeugen realisieren lässt. Auf der Gegenseite ist immer wieder zu hören, es mit der Nachhaltigkeit gar nicht so weit her ist, insbesondere wenn man die Herstellung der Akkus einrechnet. Zudem würden Emissionen überhaupt nicht vermieden, sondern nur von der Straße in die Energieerzeugung verlagert.

Klimabilanz PKW Deutschland
Klimabilanz PKW / Heinrich-Böll-Stiftung CC BY-SA 4.0

So ganz unschlüssig sind diese Argumente nicht. Die bisher üblichen Lithium-Ionen-Akkus verschlechtern die Ökobilanz von E-Fahrzeugen gegenüber der von Verbrennern. Zudem kann der Abbau von Batterierohstoffen wie Nickel, Lithium, Kobalt und Graphit zu Umweltschäden führen. Hinzu kommt, dass die Energie für die Fertigung in den Produktionsländern häufig aus Kohle und Erdöl gewonnen wird. Gleiches gilt für den Strom an den Ladesäulen. Bislang beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland nur 47,2 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Braun- und Steinkohle, Gas und Atomstrom.

Nicht von der Hand zu weisen ist aber auch, dass die Vorkommen an fossilen Brennstoffen auf unserem Planeten begrenzt sind und auf lange Sicht unabhängig vom Klimawandel eine Lösung gefunden werden muss. Diesbezüglich bietet die E-Mobilität momentan das größte Potenzial, nicht zuletzt deshalb, weil sich sowohl die Technologien der Elektrofahrzeuge als auch die Stromerzeugung sich ständig weiterentwickeln und damit immer umwelt- und klimafreundlicher werden.

Elektromobilität ist nachhaltig – wenn Rahmenbedingungen stimmen

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Wer sich ein Elektrofahrzeug kauft und denkt, nun reinen Gewissens und nach Herzenslust aufs Gas- bzw. Strompedal treten zu können, unterliegt einem Irrtum. Noch haben E-Autos einige Nachteile, die sich nicht von heute auf morgen beseitigen lassen. Der Rohstoffaufwand ist bei den derzeitigen Elektroautomobilen höher als bei konventionellen Kfz. Gleiches gilt für die Menge der insgesamt ausgestoßenen Emissionen. Hinzu kommt ein enormer Recycling-Aufwand für die Batterien. Zur wirklich nachhaltigen Zukunftsoption wird die Elektromobilität erst, wenn die E-Fahrzeuge leichter und damit effizienter werden, ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien fahren und alle derzeit offenen Fragen zur Rohstoffgewinnung, zur Akkuherstellung und zum Recycling geklärt sind.


Siehe auch: Notstromversorgung bei Stromausfall

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