Kaum eine Branche überrascht so regelmäßig mit Produktneuheiten wie die Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln. Darunter fällt alles von Vitamintabletten bis hin zu den sogenannten Superfoods. Neben besonders gesunden Nahrungsmitteln oder Ergänzungsmitteln, die bestimmte Mängel, beispielsweise bei veganer Ernährung, ausgleichen sollen, fallen unter diesen Begriff immer wieder auch psychedelische, beruhigende oder aufputschende Substanzen.
Doch neben harmlosen oder sogar der Gesundheit oder dem Wohlbefinden förderlichen Produkten, finden sich hier auch gefährliche Substanzen oder solche, deren Risiken und Nebenwirkungen kaum erforscht und daher schwer abschätzbar sind. Solange die Gesundheits- und Nahrungsmittelbehörden hier keine verbindliche Einschätzung geben, gelten diese Produkte als legal und jeder Konsument, muss sich so gut es geht selbst über die Wirkungen informieren. Einen Einstieg ins Thema bietet dieser Artikel.
Inhaltsübersicht
Was ist Kratom?
Kratom ist eine Pflanze, die in Südostasien beheimatet ist und zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) gehört. Der wissenschaftliche Name der Pflanze lautet Mitragyna speciosa. Die Blätter von Kratom enthalten psychoaktive Verbindungen, darunter Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin, die mit Opioidrezeptoren im Gehirn interagieren.
In traditionellen Gesellschaften in Südostasien, insbesondere in Ländern wie Thailand, Malaysia und Indonesien, wird Kratom seit langem für verschiedene Zwecke verwendet. Es wurde traditionell als Stimulans zur Steigerung der Arbeitsleistung, zur Schmerzlinderung, zur Behandlung von Durchfall und zur Förderung des Wohlbefindens eingesetzt. In Thailand war Kratom lange Zeit verboten, seit 2021 ist es jedoch legal Kratom zum Eigenkonsum anzubauen.
In einigen Ländern hat Kratom jedoch aufgrund seiner psychoaktiven Wirkungen und potenziellen gesundheitlichen Risiken Kontroversen ausgelöst. In einigen westlichen Ländern wird Kratom als „Nahrungsergänzungsmittel“ vermarktet und von einigen Menschen zur Selbstmedikation verwendet, um Schmerzen zu lindern oder den Energiepegel zu steigern.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Verwendung von Kratom mit Vorsicht erfolgen sollte, da es potenzielle gesundheitliche Risiken und Nebenwirkungen gibt. Der Konsum von Kratom kann zu Abhängigkeit, Entzugssymptomen, Lebertoxizität und anderen unerwünschten Effekten führen. Die Wirkungen wie auch die unerwünschten bis gefährlichen Nebenwirkungen sind bisher nicht ausreichend erforscht.
Kratom ist deshalb in der EU und Deutschland weder als Lebensmittel (Nahrungsergänzungsmittel) noch als Arzneimittel zugelassen – aber auch nicht als Betäubungsmittel verboten oder reguliert. Letztendlich haftet hier der Händler, der eine verschiedene Auswahl an Kratom Produkten anbietet, für die Unbedenklichkeit des Produkts.
Vermutete Wirkungen
Die Wirkungen von Kratom können je nach konsumierter Menge und Art der Blätter sowie der individuellen Empfindlichkeit variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass die Forschung zu Kratom begrenzt ist, und viele der berichteten Wirkungen basieren auf Berichten aus Gesellschaften, die Kratom traditionell verwenden, und Erfahrungen von Konsumenten.
Zu den am häufigsten berichteten Wirkungen gehören:
- Stimulierende Wirkung: In niedrigen Dosen kann Kratom eine stimulierende Wirkung haben, die mit der von Koffein vergleichbar ist. Benutzer berichten von gesteigerter Energie, gesteigerter Wachsamkeit und verbesserter Konzentration.
- Schmerzlinderung: Kratom enthält Alkaloide, die schmerzlindernde Eigenschaften haben können. Einige Menschen verwenden Kratom daher zur Linderung von chronischen Schmerzen, muskulären Beschwerden oder Arthritis.
- Entspannende Wirkung: In höheren Dosen kann Kratom eine entspannende oder sedierende Wirkung haben. Einige Benutzer verwenden Kratom, um Stress und Angst zu reduzieren oder um besser schlafen zu können.
- Stimmungsaufhellende Effekte: Einige Menschen berichten von stimmungsaufhellenden Effekten, die durch den Konsum von Kratom entstehen können. Dies kann sich in einer verbesserten Stimmungslage oder einem Gefühl des Wohlbefindens manifestieren.
Es ist wichtig zu betonen, dass die individuelle Reaktion auf Kratom variieren kann, und nicht jeder die gleichen Effekte erlebt. Die Dosierung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. So wird berichtet, dass geringe Mengen eher aktivierend (vergleichbar mit Koka) und höhere Dosen eher beruhigend wirken (bis hin zu Opium-ähnlichen Rauschzuständen). Es gibt jedoch auch potenzielle Risiken und Nebenwirkungen, einschließlich Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Abhängigkeitsentwicklung und Lebertoxizität.
Derzeit untersucht die US-amerikanische Lebensmittelbehörde FDA etwa 50 Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem Konsum von Kratom stehen könnten. Als besonders risikoreich gilt der Mischkonsum zusammen mit anderen legalen oder illegalen Substanzen. So wird etwa vermutet, dass der gleichzeitige Konsum von viel Koffein zu einem bedenklichen Anstieg des Blutdrucks führen kann. Eine Kombination mit Alkohol hingegen kann Entspannung bis hin zu Problemen, die Atmung aufrechtzuerhalten, führen.
Ein Konsum sollte daher – wenn überhaupt – vorsichtig und ohne weitere Drogen oder Medikamente erfolgen. Bei der Einnahme bestimmter Medikamente kann es außerdem zu Wechselwirkungen oder zur Unwirksamkeit des Medikaments kommen. Eine Beratung durch den behandelnden Arzt ist hier unumgänglich.